Zur Geschichte des Oberdorfes auf heutigem Gleidorfer Gebiet

3. Zur Geschichte des Oberdorfes auf heutigem Gleidorfer Gebiet

 

Historisch gesehen, bilden die oberhalb und unterhalb des Weges zur Vogelstange gelegenen – ursprünglich (vor dem Bau der Eisenbahn und Straße nach Fredeburg) etwa quadratischen - Grundstücke den ältesten belegbaren Teil des „Oberdorfes im Gleiertal“.

Schützenfestmontag 1950: Rückmarsch durch das Quernbedt

 

Begrenzt wurden und werden diese Grundstücke durch

1. die Täler der Ilsenbeken, denn sowohl das östliche wie auch das westliche Bächlein ( durch „Arensloch“ und „Richterswiese“ ) tragen den gleichen   Namen . zumindest habe ich bisher keinen zweiten Namen gefunden,

2. durch die Gleier im Tal und

3. „reichend bis an die Leggen“ ( Felsen ) am Hang der Robbecke, die vor der Aufforstung zur Hessenzeit ( 1803 bis 1815 ) sichtbar gewesen sein dürften.

Sehr wahrscheinlich handelte es sich um ein Gelände, das dem Hof Eickhagen den Zugang zur Gleier sicherte. Ursprünglich gehörte der Hof zu Oedingen, kam dann in den Besitz des Klosters Grafschaft. Er befand sich am Hang der Robbecke, wo er sich bis zur Wehrscheid zog und an der „Fredeburger Landwehr“ - auf der Höhe der Robbecke - seine Grenze und zugleich die Grenze zu Bilstein fand.

 

1957 (Hausbau Walter Schneider Schulstraße 2. v. l. ) Blick vom Wilzenberg in „Arensloch“ und auf das Quernbedt. Bildmitte unten: An der Gleier Nr. 32: Haus Anton Kramer), beim Straßenbau 1967 abgerissen.

Nachdem der Hof in den Besitz der Stadt Schmallenberg übergegangen war, standen Holznutzung und Hude im Vordergrund, nur das „Quern bedt“ verblieb 1510 in dem Besitz der Kirche Grafschaft.

Ebenso blieb die Verbindung des Hofes Eickhagen zur Lenne ( mehrere quadratische Grundstücke – heute zwischen Kirchstr. und Franzstr. beginnend an der Heidenstraße – hangaufwärts ) beim Kloster Grafschaft und wurde nach 1804 zum Privatbesitz. Die staatliche Nachfolgeorganisation des Klosters veräußert Hämmer und Boden an Balzer, Bergenthal und Sinner zu Laasphe, Boden an Böddicker und Richter. Die Stadt Schmallenberg war etwa ab 1810 gehalten ebenfalls Boden zu privatisieren, wobei sie Schmallenberger Bürger bevorzugte. Dies erklärt, warum Gleidorfer Grundstücke zur Schmallenberger Gemarkung gehörten.

Ob die Bezeichnung „Oberdorf“ – wie es häufiger vorgekommen ist ( z.B. Querenkerken = Oberkirchen ) – sich aus dem Begriff „Quer“ abgeleitet hat lässt sich nur vermuten. Auch der Name „Leggen“ für das Haus Richter könnte so überkommen sein.

 

Die Ilsenbeken haben ihren Namen von einem „Fischlein, das in des armen Mannes Pfanne schmurgelt“ heißt es in der älteren Literatur. Offenbar unterlag das Fischlein nicht dem Fischereirecht und musste der Obrigkeit nicht abgeliefert oder gemeldet werden.

Dokumente über die Nutzung einzelner Flurstücke im Oberdorf befinden sich im Landesarchiv Münster, wurden bisher aber offenbar von niemand gesichtet, so dass über eine durchgängige Besiedlung oder Nutzung des Gebietes nur spekuliert werden kann, da solche Unterlagen aber existieren und deren Thematik aus den Findbüchern hervorgeht, gehe ich davon aus, dass nicht ganz Gleidorf „wüst gefallen“ (verlassen wurde) ist, sondern nur einzelne Höfe dieser Streusiedlung.

 

Auch zur Gleier hier ein kurzer Versuch die Namensherkunft zu klären. Franz Klanitz greift in der „Heimatglocke“ auf zwei ausgeschnittene Zeitschriftenartikel zurück, wobei es sich um die Nr. 4 und evtl. 5 dieser Zeitschriften handelt. Es fehlen der Name der Zeitschrift, das Erscheinungsjahr sowie der Name des Autors. Trotz intensiver Suche habe ich sie nicht ausfindig machen können.

Die Herleitung des Namens der Gleyer ( Es gibt ca. 10 verschiedene Schreibweisen im Laufe der Zeit ) aus dem Keltischen oder dem Lateinischen ( lewir ), scheint mir sehr weit hergeholt. Gleichbleibend bei allen Benennungen ist die Buchstabengruppe „glei“, zumindest vom Laut her. Diese Buchstabengruppe findet sich im heutigen Sprachgebrauch in den Worten: Lei ( Ley ) = Fels, leiten = „gehen machen“, gleiten ( Gleis ) = langsam, leise, glatt dahin. Auch die Vorgängerworte im Mittel- und Althochdeutschem und im Germanischen haben diese Lautgruppe und Bedeutung.

Die „Gleier“ wäre dann also „die von Felsen begleitete, von „Menschen“ geleitete, sanft und sacht Fließende“.

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